Peter Meyer


Reiner Kirchmann


Lieselotte Reznicek


Michael Nass

Musik hinter der Mauer

Interviews mit musikalischen Grenzgängern aus Ost und West




Der Journalist und Buchautor Thorsten Schmidt moderiert die Radiosendung "Backstage" beim Ohrfunk und beim Rockradio. Unter dem Motto "Musik hinter der Mauer" befragte er musikalische Grenzgänger aus Ost und West in jeweils einstündigen Sendungen nach ihren Erlebnissen "hinter der Mauer". Aufgrund der großen Hörerresonanz wird diese Sendereihe mit weiteren 15 Sendungen fortgesetzt.

Demnächst sollen diese Interviews zur "Musik hinter der Mauer" gesammelt in Buchform veröffentlicht werden.

Wolfgang Niedecken (BAP) erzählt, warum er die DDR-Tournee von BAP 1984 am Abend vor dem ersten Konzert platzen ließ und wieder abgereist ist.

Peter Maffay weiß noch genau, was er dachte, als er zum ersten Mal "Über sieben Brücken" von Karat gehört hat und er erinnert sich gern an seine Freundschaft mit Karat-Sänger Herbert Dreilich.

Peter Meyer (Puhdys) erinnert sich an die erste Tour der Puhdys im Westen 1977 und an den Fernsehauftritt im "Musikladen", der die Band auch im Westen bekannt machte.

Purple Schulz bekommt heute noch Gänsehaut, wenn er sich an die Rockpoeten-Tour 1989 erinnert. Beim großen Open-Air-Konzert auf der Radrennbahn Berlin Weißensee sangen 120.000 Musikfans seinen Hit "Sehnsucht" mit und fieberten der Textzeile entgegen: "Ich will raus".

Rainer Kirchmann (Pankow) erzählt, wie er über einen Mittelsmann mit Diplomatenpass ein DX-7 Keyboard in die DDR schmuggeln ließ.

Micki Meuser (Nervous Germans) erinnert sich an seine Produzententätigkeit für Bettina Wegner und für Silly. Für deren Album "Batallion d'amour" brachte er die modernste Aufnahmetechnik im Kofferraum über die Grenze und pendelte täglich zwischen dem Hotel in West-Berlin und dem Amiga-Studio in Ost-Berlin.

Lieselotte Reznicek (Mona Lise) war die Sängerin der einzigen professionellen Frauen-Rockband in der DDR. Udo Lindenberg hatte einst die Band im Probenraum besucht und vergeblich versucht, Mona Lise als Vorband für eine Tournee in den Westen zu holen. Privat ergab sich für sie die groteske Situation, dass ihr Ehemann Jäcki Reznicek als Bassist von Silly mit einem Dauervisum täglich zum Einkaufen in den Westen fahren konnte, während für sie und den gemeinsamen Sohn die Mauer verschlossen blieb.

Jürgen Drews war in den Jahren 1980 und 1981 gleich zwei Mal auf großer DDR-Tournee und er erzählt, wie Kultur-Funktionäre ständig versuchten, Einfluss auf seine Bühnenansagen zu nehmen.

Michael Nass (BAP) begann seine Karriere bei "P16", der erfolgreichsten Teenie-Band in der DDR. Kurzzeitig spielte er bei Mona Lise und schloss sich dann kurz nach der Wende Gerhard Gundermann und seiner Seilschaft an. Michael Nass erzählt von einer Begegnung mit einem unbekannten Westberliner in der Nacht des 9.November mitten auf der Brücke am Grenzübergang Bornholmer Straße.

Tanja Berg (Schlagersängerin) flüchtete am 13.August 1961 nach West-Berlin. Sie lebte im Ostteil der Stadt und sang im Westen bei einer Skiffleband. Als sie bei Bandproben die Nachricht vom Mauerbau bekam, schickte sie ihre Westberliner Bandkollegen in ihre Wohnung im Osten, um ihren wichtigsten Besitz in Tüten und Manteltaschen in den Westen zu schaffen.

Jakob Ilja (Element of Crime) gab mit der Band am 17.10.1987 ein inoffizielles Konzert in der Ost-Berliner Zionskirche. Nach dem Konzert kam es zu einem Überfall von ostdeutschen Skinheads auf die Punks im Publikum. Bei einem weiteren inoffiziellen Konzert in der Zionskirche lernte er seine langjährige Lebensgefährtin kennen und erinnert sich, wie aufwändig eine Liebesbeziehung über die Mauer hinweg organisiert werden musste.

Klaus Hoffmann begann seine Karriere als Schauspieler und wurde durch die Titelrolle in der Verfilmung des DDR-Romans "Die neuen Leiden des jungen W." auch in der DDR bekannt. Daraufhin bekam er viele Einladungen, bei FDJ-Veranstaltungen aufzutreten und erinnert sich an die Eiseskälte bei den Konzerten, bei denen überall im Publikum verteilt die "Blauhemden" saßen.

Ritchie Barton (Silly) erzählt von den Auftritten bei den "Rock für den Frieden"-Festivals in Ost und West. Und er erinnert sich, wie sich der Plattenvertrag im Westen als Druckmittel verwenden ließ, um unliebsame Textpassagen an der Zensur vorbei zu bekommen.

Klaus "Fabsi" Fabian (Mimmi's) erklärt, wie es möglich war, dass ihr Song "Gebt den Faschisten keine neue Chance" 1988 von den Hörern des DDR Jugendsenders DT64 auf Platz 1 der Radiocharts gewählt wurde, obwohl es in der DDR keine Platten der Mimmi's zu kaufen gab. Als Chef des Weser-Labels hat er hunderte von Kassetten an Punk-Fans in der DDR verschickt und die kommen heute noch in seine Konzerte.

Manfred Maurenbrecher war auch bei der Rockpoeten-Tour durch die DDR 1989 dabei. Direkt nach der Wende tingelte er mit Gerhard Gundermann und einen Ost-West-Programm durch die Lande und er erinnert sich, wie die Ostalgie-Vermarktung bereits in den frühen 90er Jahren einsetzte.

Lutz Kerschowski spielte mit seiner Band im Vorprogramm von Rio Reiser am 1./2.10.1988 in der Ost-Berliner Werner-Seelenbinder-Halle. Noch zu DDR-Zeiten durfte er nach Fresenhagen reisen, um dort mit Rio zusammen sein neues Album abzumischen. Daraus entwickelte sich eine enge Freundschaft. Lutz Kerschowski spielte bis zu seinem Tod in Rios Band und verwaltete später seinen musikalischen Nachlass.




Peter Maffay


Purple Schulz


Micki Meuser


Jürgen Drews


Manfred Maurenbrecher